Das Märchen vom passiven Einkommen

Passives Einkommen erzielen – das wirst du nie schaffen!

Es war einmal, in einem weit entfernten Königreich ein kluger Finanzberater namens Wilhelm. Wilhelm war bekannt für seine Weisheit und sein Verständnis von Einkommen und Investitionen. Die Menschen im Königreich kamen von weit her, um seine Ratschläge zu hören.

Eines Tages versammelten sich die Dorfbewohner auf dem Marktplatz, um Wilhelm nach dem Geheimnis des passiven Einkommens zu fragen. Sie träumten von einem Leben, in dem das Gold wie von Zauberhand in ihre Taschen fließen würde, ohne dass sie Tag für Tag schwer arbeiten müssten.

Wilhelm lächelte und begann sein Märchen über das vermeintliche passive Einkommen. “Es war einmal, in einem fernen Land, ein Mann namens Albert. Albert träumte davon, in einem unendlichen Ozean von Gold zu schwimmen, ohne auch nur einen Finger zu rühren.”

“Albert hörte von einer magischen Quelle des passiven Einkommens, die, wie es hieß, jeden Tag Gold ausspuckte. Doch als er sich auf den Weg machte, um diese Quelle zu finden, stellte er fest, dass der Weg dorthin nicht so einfach war.”

“Die Reise zu dieser Quelle erforderte einiges an Vorinvestitionen. Albert musste Zeit, Energie und sogar einige Münzen opfern, um zu lernen, wie er die magische Quelle anzapfen konnte. Es war, als würde er in einen Wald voller Unbekanntem eintreten, und er musste Werkzeuge und Wissen mitbringen, um den Pfad zu bahnen.”

Die Dorfbewohner hörten gespannt zu, während Wilhelm weitererzählte. “Albert fand schließlich die magische Quelle, aber es war nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Das Gold floss nicht automatisch in seine Taschen. Er musste weiterhin arbeiten, um die Quelle zu pflegen und zu erhalten.”

Wilhelm machte eine Pause und schaute in die neugierigen Gesichter der Zuhörer. “Die Wahrheit, meine lieben Freunde, ist, dass jegliches Einkommen eine Vorinvestition erfordert. Sei es in Form von Wissen, Zeit, Geld oder Mühe. Selbst die vermeintlich magische Quelle des passiven Einkommens verlangt einen Tribut, bevor sie reichlich belohnt.”

Die Dorfbewohner erkannten, dass es in der Welt der Finanzen und Einkommensgenerierung keine Zauberei gab. Jeder Pfad zu einem stabileren und nachhaltigeren Lebensstil erforderte Anstrengungen und eine kluge Investition von Ressourcen.

Und so endete das Märchen von Wilhelm, und die Dorfbewohner kehrten nach Hause zurück, bereit, die Lehren des klugen Finanzberaters in die Tat umzusetzen. Denn auch wenn es im Märchen magisch erscheinen mag, so ist die Realität doch oft von der Notwendigkeit einer klugen Vorinvestition geprägt.

Die Moral von der Geschichte

Vor allem in der Online-Welt der Gurus, die den Menschen erklären wollen, wie man schnell und leicht Geld verdienen kann, wird ständig von „passivem Einkommen“ erzählt. In jedem einschlägigen YouTube-Video oder Webinar taucht dieser Begriff auf.

„Passives Einkommen“ ist in diesem Bereich fast der Heilige Gral. Alle reden davon und erzählen dir, wie man mit null oder ganz minimalen Aufwand maximalen Profit machen und sich für den Rest des Lebens auf einer idyllischen Südseeinsel entspannen kann, und die Kohle fließt ständig und unendlich.

Aber hey, aufpassen! Das ist eine riesengroße Lüge und ein gewaltiger Denkfehler.

Ich sage nicht, dass man zum Beispiel im Internet kein Geld verdienen kann. Manche verdienen tatsächlich gewaltige Summen, von denen der Anfänger in diesem Bereich nur träumen kann.

Ich sage auch nicht, dass passives Einkommen nicht cool ist. Aber es ist nicht so passiv, wie es klingt.

Es gibt keine kostenlose Geldparty

Du musst dich immer irgendwie reinhängen, sei es mit klugen Entscheidungen oder dem ständigen Dazulernen. Am Ende des Tages geht’s darum, bewusst den finanziellen Weg zu wählen, der zu dir passt. Nicht, um auf einen Zufallstreffer zu hoffen, sondern um gezielt deine eigene erfolgreiche Finanz-Geschichte zu schreiben.

Passives Einkommen zu generieren wird immer so als die große und einfache Nummer dargestellt, wo du Geld scheffelst, während du auf der Couch Chips futterst.

Aber wenn du genauer hinschaust, ist da meistens doch viel mehr aktive Beteiligung dabei, als du denkst und als dir gesagt wird.

Du musst zum Beispiel erst mal clever investieren oder dich in eine Menge technischen Kram reinfuchsen, bevor das Geld so richtig rollt.

Und wie sieht es bei Mieteinnahmen oder Dividenden aus? Da kannst du darauf wetten, dass am Anfang eine Investition im Spiel war. Eine Investition in Form von Geld oder Arbeit durch Recherche, Informationssammlung usw.

Einkommen erzielen ohne was dafür zu tun? Nie und nimmer!

Passives Einkommen wird häufig als eine Form von Einnahmen dargestellt, das ohne aktive Beteiligung generiert wird.

Beispiele die dafür genannt werden sind Mieteinnahmen, Dividenden aus Aktienbesitz, Lizenzgebühren oder Gewinne aus Investitionen. Die Konzeption dahinter ist attraktiv: Geld verdienen, ohne kontinuierlich aktiv arbeiten zu müssen.

Diese Vorstellung vermittelt den Eindruck eines finanziellen Traums, der die Möglichkeit zur Schaffung von Freiheit und Flexibilität bietet.

Aber, passives Einkommen kommt trotz seines scheinbar mühelosen Charakters nicht ohne einen gewissen Grad an initialem Engagement oder fortlaufender Aufmerksamkeit aus. Selbst bei Einnahmequellen wie Aktiendividenden oder Mieteinnahmen, die gemeinhin als passive Einkommensformen gelten, erfordert die Auswahl und Verwaltung der entsprechenden Investitionen eine gründliche Analyse und möglicherweise aktive Entscheidungsfindung.

Zwei Beispiele

Greifen wir einmal zwei der immer wieder genannten „passiven“ Einkommensmöglichkeiten heraus und betrachten sie unter dem Gesichtspunkt, ob das Einkommen tatsächlich völlig passiv generiert wird:

Mieteinnahmen/Immobilien:

Mieteinnahmen setzen die Investition in Immobilien voraus. Was sind dabei die Herausforderungen und kommt dabei tatsächlich ein klassisches „passives“ Einkommen raus?

Da ist zunächst die Verfügbarkeit von Kapital, um eine Immobilie zu erwerben. Habe ich das Kapital nicht auf der hohen Kante, dann gilt es Verhandlungen mit Banken über Kredite zu führen. Ist die Finanzierung gesichert geht es an die Standortwahl, das heißt, es ist eine umfangreiche Recherche notwendig, um einen Standort zu finden, der auch in Zukunft noch einträgliche Mieteinnahmen sichert. Dann kommt der eigentliche Kauf mit Notar, Grundbuchamt und allem, was damit zusammenhängt. Weiter geht es mit der Suche nach solventen Mietern, und später mit der Instandhaltung der Immobilie, Abrechnungen von Nebenkosten und allem, was mit der Vermietung zusammenhängt.

Nach wirklich „passivem“ Einkommen hört sich das nicht an

Dividenden aus Aktienbesitz

Auch hier ist die Frage der Kapitalbeschaffung zu stellen. Dann gilt es, durch umfangreiche Informationsbeschaffung die richtigen Aktien oder Wertpapiere zu finden. Nach dem Kauf erfordert ein Aktienportfolio ständige Aufmerksamkeit und Beobachtung der Märkte, um eventuell schnell reagieren zu können.

Passives Einkommen? Nein

Jetzt werde ich dir einen Begriff nennen, der das alles beinhaltet und perfekt zusammenfasst. Dieser Begriff heißt:

INDIREKTES EINKOMMEN

Diese Definition bringt das Ganze auf den Punkt:

Indirektes Einkommen ist ein Sammelbegriff, der all das abdeckt. Alles, was nicht direkt aus deiner Hauptaktion kommt, landet da drin. Und das macht irgendwie mehr Sinn. Jede Einnahmequelle, ob du jetzt in Aktien unterwegs bist oder einen Geistesblitz in einer Garage hast, erfordert irgendeine Form von Beteiligung.

Der Begriff “indirektes Einkommen” unterstreicht die Idee, dass jegliche Form von Einkommen, ob als passiv betrachtet oder nicht, eine gewisse aktive Beteiligung und Lenkung erfordert. Diese Perspektive sagt ganz klar, dass finanzieller Erfolg oft mit fundierten Entscheidungen, kontinuierlicher Überwachung und gegebenenfalls aktiver Beteiligung verbunden ist.

So sieht die Praxis aus

In der Praxis zeigt sich, dass selbst scheinbar passive Einkommensquellen, wie beispielsweise Mieteinnahmen aus Immobilien oder Dividenden, eine gewisse Managementkomponente aufweisen können. Reparaturen, Vertragsverhandlungen oder Portfolioanpassungen erfordern eine gewisse Aufmerksamkeit und Entscheidungsfindung.

Meine Einschätzung

Für mich ist die Bezeichnung von Einkommen als “passiv” eine Vereinfachung, die nicht die gesamte Komplexität und mögliche aktive Beteiligung widerspiegelt.

Die Nutzung des Begriffs “indirektes Einkommen” gefällt mir besser, weil sie die Vielschichtigkeit finanzieller Einnahmequellen betont und darauf hinweist, dass jeder Einkommensstrom, ob direkt oder indirekt, mit einer gewissen Form der Beteiligung einhergeht.

Also sei demnächst aufmerksam, wenn dir wieder irgendjemand was von „passivem“ Einkommen erzählen will. Schau hinter die Fassade und überlege, was du alles aufwenden musst, damit du am Schluss zu einem indirekten Einkommen kommst.